"Als leichte Arbeit galt [...] das Unkrautjäten zwischen den elektrisch geladenen Stacheldrähten, die Frauen- und Männerlager voneinander trennten. Dort zog sich ein schmaler Streifen hin, auf dem ein nicht allzu kräftiger Mensch Platz hatte. Hintereinander hockten wir da und schoben uns vorsichtig vorwärts.
Jede unvorsichtige Bewegung konnte den Tod bedeuten, und immer wieder kam es vor, daß eine von uns durch einen Stromstoß getötet wurde. Weder Aufseherinnen noch Kapos wagten sich zwischen diese Drähte, niemand trieb, prügelte und hetzte uns. Man konnte also sitzen, sich ausruhen und nur mit den Fingern in allernächster Nähe das Unkraut ausrupfen. Diese Arbeit war mir lieber als jede andere. Hier hatte ich die ersehnte Ruhe."

(Halina Birenbaum, Die Hoffnung stirbt zuletzt)